Totenkult in Ghana: Sargkunst als Fest des Lebens
Die Ursprünge der ghanaischen Sargkunst
Die Tradition der außergewöhnlichen Särge begann erst Mitte des 20. Jahrhunderts. In den 1950er Jahren soll der Schreiner Seth Kane Kwei aus Teshie, einem kleinen Vorort von Accra, den ersten fantasievollen Sarg geschaffen haben. Er baute einen Sarg in Form eines Flugzeugs – nicht für einen Piloten, sondern für seine Großmutter, die sich zu Lebzeiten eine Flugreise gewünscht hatte, diese aber nie antreten konnte. Der Flugzeug-Sarg wurde zu einem Symbol für einen erfüllten Traum.
Die Idee verbreitete sich schnell. Angehörige begannen, Särge in Auftrag zu geben, welche die Berufe, Leidenschaften oder Lebensweisen der Verstorbenen widerspiegelten. So entstand eine Tradition und Bestattungskultur, die nur Ausdruck von Kreativität ist, sondern auch Stolz von der Individualität des Lebens erzählt
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Särge, die Geschichten erzählen
Jeder Sarg in der ghanaischen Sargkunst ist einzigartig. Manche sind spektakulär in ihrer Detailtreue, andere skurril oder humorvoll. Ein Fischer wird in einem Sarg beerdigt, der wie ein riesiger Fisch geformt ist, ein Kakaobauer in einer Kakaoschote. Ein erfolgreicher Geschäftsmann erhält vielleicht einen Sarg in Form eines Luxusautos, während ein Friseur in einem überdimensionalen Haarschneidegerät seine letzte Ruhe findet.
Diese Särge sind mehr als bloß Behältnisse. Sie sind Botschaften, die vom Leben der Verstorbenen erzählen, ihre Identität spiegeln und der Gemeinschaft mitteilen, wer diese Person war. Sie zeigen Stolz, Zugehörigkeit und den Glauben, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern nur ein Übergang
Der kulturelle Kontext: Der Tod als Teil des Lebens
In dieser ghanaischen Kultur der Ga wird der Tod nicht als Ende des Lebens betrachtet. Vielmehr gilt er als Übergang in eine andere Existenzform, bei der die Verstorbenen als Ahnen Teil der Gemeinschaft bleiben. Die Beerdigung ist daher nicht nur ein Abschied, sondern auch ein Fest, das das Leben des Verstorbenen würdigt und seine Rückkehr in die spirituelle Welt feiert.
Die Fantasiesärge sind in diesem Kontext ein Ausdruck von Optimismus und Kreativität. Sie zeigen, dass auch im Tod Humor, Individualität und Lebensfreude Platz haben. Die Särge sind oft farbenfroh gestaltet, mit intensiven Tönen und detaillierten Ornamenten, die das Festliche des Anlasses betonen.
Handwerkskunst und Tradition
Hinter jedem dieser Särge steckt die Arbeit erfahrener Handwerker. Die Schreiner und Künstler, welche diese Kunstwerke schaffen, kombinieren traditionelle Holzverarbeitungstechniken mit einer modernen Gestaltung. Der Prozess beginnt mit Gesprächen zwischen den Angehörigen und dem Künstler, um die Persönlichkeit und die Wünsche des Verstorbenen zu erfassen. Danach wird der Sarg mit großer Sorgfalt gefertigt.
Die Handwerkskunst erfordert ein hohes Maß an Präzision und Kreativität. Jedes Detail muss stimmen, vom Material über die Farbwahl bis hin zur Form. Es ist eine Arbeit, die nicht nur technisches Geschick, sondern auch künstlerisches Feingefühl verlangt. Die Särge sind so detailreich, dass sie mitunter wie überdimensionale Skulpturen wirken.
Humor im Angesicht des Todes
Ein faszinierender Aspekt der ghanaischen Sargkunst ist der Humor, der sich in den Entwürfen widerspiegelt. Dieser Humor ist kein Ausdruck von Respektlosigkeit, sondern zeigt, dass die Gemeinschaft den Tod nicht fürchtet. Er ist ein Teil des Lebens, und auch im Angesicht des Todes bleibt Raum für Lachen und Leichtigkeit.
Einige Särge sind bewusst augenzwinkernd gestaltet. Ein Mann, der für seinen großen Appetit bekannt war, konnte in einem Sarg in Form eines gigantischen Huhns bestattet werden. Ein anderes Beispiel ist ein Sarg in Form einer Bierflasche für einen Kneipenbesitzer. Diese Darstellungen sind nicht nur humorvoll, sondern auch ein liebevoller Abschied, der die individuellen Eigenheiten der Verstorbenen hervorhebt.
Sargkunst und Globalisierung
Fazit: Eine lebendige Tradition
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